über OPHELIA
Der 1857 geborene Deutsche Maler Friedrich Heyser gehörte bisher nicht zu den bekannten Künstlern des deutschen Jugendstils und Symbolismus. Das änderte sich schlagartig, als Sängerin Taylor Swift im Oktober 2025 in ihrem Musikvideo „The Fate of Ophelia“ auf Heysers Gemälde Bezug nahm. In der Eröffnungsszene stellt sie dessen Komposition als sogenanntes „lebendes Bild“ (Tableau Vivant) nach — und erweckt das Werk damit auf eindrucksvolle Weise zum Leben.
Von Friedrich Heyser besitzt das Museum Wiesbaden dank der Schenkung Ferdinand W. Neess eine eindrucksvolle Darstellung der auf dem Wasser treibenden „Ophelia“, umgeben von weißen Seerosen. Die Szene stammt aus William Shakespeares Hamlet und wurde 1852 vom englischen Maler John Everett Millais, einem Vertreter der sogenannten Präraffaeliten — einer Künstlergruppe, die sich an der Kunst vor Raphael orientierte — berühmt umgesetzt. Seine „Ophelia“ gilt als die wohl bekannteste Darstellung dieses Motivs.
Etwa fünfzig Jahre später griff Heyser das Thema erneut auf und schuf eine eigenständige, geheimnisvolle Neuinterpretation. Sein wahrscheinlich um 1900 entstandenes Querformat bezieht sich in der Komposition deutlich auf das Werk von Millais, verwandelt es jedoch in die Darstellung einer jugendlichen Schönheit, die im Kreislauf von Leben und Vergänglichkeit aufgeht. Die Popularität der Präraffaeliten — mit ihrer einzigartigen Verbindung von Natur und Ornament — prägte viele Künstler:innen des Jugendstils und fand auch in Heysers Werk ihren Widerhall.
Das Gemälde stammt nach Angaben des Erwerbers aus einer Trilogie und bildete möglicherweise den Mittelteil einer mondänen Salonausstattung. Auch in der Gestaltung der sie umgebenden Natur zeigt sich Heyser äußerst textsicher und setzt diese Shakespeare-gerecht um.
Ophelia im Museum Wiesbaden
museum-wiesbaden.de/ophelia
Zur Online Collection des Museums
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